Leitfaden für Workshopgestaltung

Wenn ich an die Gestaltung meines allerersten Workshops denke, kommt mir immer noch ein bisschen die Gänsehaut. 

 

Das unangenehme Gefühl vor der ersten Einheit… Wie werden mich die Teilnehmer:innen wahrnehmen? Werde ich etwas von den Inhalten vergessen? Wird meine Zeiteinteilung funktionieren?

 

Vielleicht kennst du dieses Gefühl auch. Du willst einen grandiosen Workshop gestalten, doch die Vorbereitungen scheinen überwältigend.

 

“So viel muss ich noch bedenken, so viel erledigen, damit es wirklich ein Erfolg wird.” 

 

Und dann gibt es da noch die hohen Erwartungen der Teilnehmer:innen und die Angst vor Langeweile oder Unzufriedenheit, die wie ein Damoklesschwert über dir schweben.

 

Vielleicht hast du sogar schon einmal einen Workshop als Trainer:in geleitet und das Feedback war nicht das, was du erwartet hast?

 

Oder es ist wirklich dein erster Workshop und du fragst dich, wie du damit nachhaltig etwas bewirken kannst?

 

Ja, es ist nicht einfach – Dieser Spagat zwischen dem Anspruch, alle Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Teilnehmenden sich etwas davon mitnehmen können.

 

Aus diesem Grund habe ich dir einen Leitfaden erstellt.

 

Vielleicht hilft er dir dabei, nicht mehr alles bis ins kleinste Detail zu überdenken. Vielleicht erinnert er dich auch an wichtige Punkte, die du sonst vergessen hättest. 

 

Denn du wirst diese Herausforderungen meistern und einen Workshop gestalten, der in Erinnerung bleibt, ganz sicher!

 

Es kann sein, dass das ein bisschen Übung braucht – aber es ist die halbe Miete, wenn du weißt, worauf es wirklich ankommt. 

 

Bist du bereit für deinen genialen Workshop? Dann lies weiter! 😉

 

Workshop ist nicht gleich Seminar

Als erstes möchte ich einen kleinen, aber feinen Unterschied aufklären: Wenn es um Weiterbildung und Wissensvermittlung geht, werden oft die Begriffe “Workshop” und “Seminar” verwendet.

 

Wenn ich von einem Workshop rede, dann meine ich aber kein Seminar.

 

Ich vermute, wenn du den Unterschied nicht kennst, ist in deinem Kopf bis jetzt das Bild eines Seminars entstanden. Daher hier noch einmal die Hard Facts:

 

Ein Seminar zielt in erster Linie darauf ab, angewandtes Wissen zu vermitteln.

 

Hier steht in der Regel der/die Trainer:in im Mittelpunkt, der/die sein/ihr Wissen an eine Gruppe weitergibt.

 

Die Teilnehmer:innen hören zu, nehmen Informationen auf und stellen gegebenenfalls Fragen. Es ist in der Regel ein eher passiver Lernprozess.

 

Ein Workshop ist hingegen immer interaktiv. Hier sollen die Teilnehmer:innen aktiv werden, miteinander interagieren und gemeinsam etwas erarbeiten.

 

Interaktiv können Seminare zwar auch sein, die Wissensvermittlung durch den/die Trainer:in steht aber im Fokus. 

 

Bei  einer Workshopgestaltung geht es  darum, dass die Teilnehmenden untereinander (zu einem Thema) etwas erarbeiten und dann ein gemeinsames Ergebnis erzielen. 

 

Der/die Trainer:in hat in diesem Kontext oft weniger Input in Form von Wissensvermittlung.

 

Vielmehr liegt die Aufgabe des Trainers/der Trainerin darin, einen guten Rahmen zu gestalten, in dem die Teilnehmenden effektiv arbeiten können.

 

Workshops sind übrigens besonders dann sinnvoll, wenn man alle Beteiligten “in sein Boot holen” möchte, um gemeinsame Lösungen oder Strategien zu entwickeln. 🙂

 

Workshop gestalten in 4 Schritten

Schritt 1: Der Rahmen

Nun aber direkt rein in deine Workshopgestaltung!

 

Also, zurück zum Bild vom Anfang: Du bist mitten in den Vorbereitungen und fühlst dich überfordert.

 

Der erste Schritt, um diese Überforderung zu überwinden, ist das Gestalten eines klaren Rahmens für deinen Workshop.

 

Doch was bedeutet das konkret?

Der Rahmen ist das Grundgerüst deines Workshops. Er gibt vor, in welcher Reihenfolge und mit welchen Methoden du vorgehst, um das Ziel des Workshops sicherzustellen.

 

Am besten, du beginnst damit, das Hauptziel deines Workshops zu definieren.

 

Was sollen die Teilnehmer:innen am Ende mitnehmen, wenn sie “aus der Türe rausgehen”?

 

Sobald das Ziel klar ist, überlege dir, welche Übungen und Prozesse die Gruppe dabei unterstützen können, dieses Ziel zu erreichen.

 

Vielleicht startest du mit einem Icebreaker, um die Gruppe aufzulockern.

 

Als Idee möchte ich dir hier eine Visualisierungsübung aus dem NLP nahelegen: Weil wir ja “Akademie für angewandte Zukunftsbildung” heißen, ist mir sofort das Zukunftsbild-Spiel eingefallen. 

 

Dabei schließen alle Teilnehmer:innen ihre Augen und stellen sich kurz vor, wo sie in 5 Jahren sein möchten. Dabei kannst du den Kontext festlegen: Beruflich, privat oder in Bezug auf das Workshop-Ziel?

 

Danach teilen die Teilnehmenden ihre Visionen in kleinen Gruppen. Das fördert Motivation und Zielorientierung. 

 

Wenn sich nun bereits Kleingruppen gebildet haben, könnten direkt Gruppendiskussionen oder Brainstorming-Sessions folgen, um Ideen zum Workshop-Thema zu sammeln. 

 

Je nach Ziel des Workshops könnten auch spezifische Fachinputs oder Expertenvorträge sinnvoll sein.

 

Wichtig ist, dass du den Teilnehmer:innen genügend Raum gibst, um selbst aktiv zu werden, eigene Ideen einzubringen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

 

Vergiss nicht: Deine Rolle als Trainer:in ist es, den Prozess zu begleiten, gezielte Impulse zu setzen und sicherzustellen, dass der Workshop in die richtige Richtung läuft.

 

Schritt 2: Eine geeignete Örtlichkeit

 

Dieser Punkt ist wesentlich – denn deine Teilnehmer:innen können sich nur produktiv austauschen, wenn sie dafür auch den nötigen Raum haben.

 

Gestalte den Workshop also an einem Ort, angepasst an die Gruppengröße deiner Teilnehmenden.

 

Vielleicht erinnerst du dich noch an die Schulzeit, als ihr versucht habt, in einem kleinen Klassenzimmer Gruppenarbeiten zu machen. 

 

Meistens ist ein großer Tumult entstanden und die Lehrperson hat sich über die Lautstärke beschwert.

 

So ist das auch mit einem Workshop, wenn man zu viele Gruppen in einen engen Raum quetscht.

 

Eine Gruppe braucht Raum, sich zu bewegen und zu interagieren. Pro Kleingruppe solltest du also mindestens einen Tisch einplanen.

 

Ideal ist auch eine Örtlichkeit mit abgetrennten Bereichen, da der Lärmpegel wie gesagt sonst schnell zu hoch werden kann oder sich die Gruppen gegenseitig ablenken.

 

Mein persönlicher Tipp: Weite im Blick fördert die Kreativität.

 

Wenn deine Teilnehmer:innen Türen aufmachen können, (zB durch Fenster) in die Ferne blicken oder die Möglichkeit haben, etwas visuell Ansprechendes zu sehen, dann kann das die Ergebnisfindung bereichern.

 

Bereite außerdem genügend Arbeitsmaterialien wie Stifte, Plakatpapier, bunte Post-its oder Ähnliches vor.

 

Allein der Anblick kann oft schon gute Ideen hervorrufen 😉

 

Spaß beiseite, vielen Menschen hilft es, sich in ihrer Ideenfindung kreativ auszutoben. Schaffe diese Möglichkeit für sie.

Schritt 3: Prozessgestaltung – das A und O

Ein Workshop lebt von seinem Prozess. 

Doch was genau bedeutet das für dich und die Workshopgestaltung? 

Es geht darum, wie du als Trainer:in den Workshop strukturierst und leitest, wie flexibel du mit der Gruppe umgehen kannst, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Hier beweist du sozusagen Führungskompetenz, du bist Steuermann oder Steuerfrau, der oder die sicherstellt, dass der Workshop-Kurs stets auf das gewünschte Ziel ausgerichtet ist.

Eine gute Moderation ist hierbei das A und O.

Ich denke, dieser Punkt ist der wichtigste, deswegen solltest du in die Vorbereitung etwas mehr Zeit und Energie stecken. Hast du schon eine Ausbildung zum/zur Trainer:in gemacht, war das vermutlich in dieser inkludiert. 

Die Vorbereitung bedeutet nicht nur, sich zu überlegen, welche Übungen oder Methoden zum Einsatz kommen, sondern auch, wie du den Workshop so leitest, dass am Ende wirklich etwas Konkretes und Wertvolles herauskommt.

Denn wenn du die Gestaltung und Leitung des Workshops allein der Gruppe überlässt, kann das schnell zu Chaos und Unzufriedenheit führen.

Und das wollen wir gerade nicht, oder?

Daher habe als Trainer:in auch stets ein Auge darauf, wo die Gruppe gerade steht. 

Führt die aktuelle Diskussion oder Aktivität zu einem sinnvollen Ergebnis? 

Wenn nicht, wie kannst du eingreifen und den Prozess wieder in die richtige Richtung lenken?

Behalte dir hier im Hinterkopf, zwar bestimmend, aber dennoch freundlich und respektvoll zu agieren. So entstehen die schönsten Trainer:innen-Momente.

 

Schritt 4: Ergebnissicherung am Ende

Nach diesem Schritt geht es schon in den Endspurt im Workshop-Gestalten.

Doch ein effektiver Workshop endet nicht abrupt, sondern mündet in einer gezielten Phase der Ergebnissicherung.

Diese kann bereits während des Workshops selbst geschehen.

Zum Beispiel kannst du immer wieder eine Zwischenbilanz ziehen: Während des Workshops können kurze Pausen eingelegt werden, in denen die bisherigen Ergebnisse zusammengefasst und festgehalten werden.

So kannst nicht nur du, sondern auch die Teilnehmenden den Überblick behalten und eine ständige Reflexion des Erarbeiteten wird möglich.

Außerdem können visuelle Hilfsmittel wie Whiteboards, Flipcharts oder digitale Tools genutzt werden, um Ideen und Ergebnisse in Echtzeit festzuhalten → hier sind wir wieder bei der kreativen Gestaltung. 

Am Schluss macht es außerdem Sinn, eine Feedbackrunde einzuplanen. Hier können die Teilnehmer:innen ihre Gedanken zum bisher Erarbeiteten teilen und eventuelle Lücken oder Unklarheiten identifizieren.

Durch diese Maßnahmen wird sichergestellt, dass die wertvollen Erkenntnisse und Ergebnisse des Workshops nicht verloren gehen, sondern direkt vor Ort festgehalten und für die Zukunft gesichert werden.

Das Wichtige ist jetzt, dass das Ergebnis klar, verständlich und für alle Teilnehmer:innen abrufbar ist.

Da sie das Ergebnis gemeinsam erarbeitet haben, steht auch die gesamte Gruppe dahinter. Dies schafft nicht nur ein Gefühl des Besitzes und der Verantwortung, sondern stellt auch sicher, dass das Ergebnis die kollektive Expertise und das Wissen der Gruppe widerspiegelt. 

 

Wie das Sprichwort sagt: “1+1=3”. 

 

In einem gut durchgeführten Workshop kann die kombinierte Intelligenz und Kreativität der Gruppe zu Ergebnissen führen, die weit über das hinausgehen, was Einzelpersonen erreichen könnten.

 

Trainer:innenexpertise

Ich hoffe, dieser Beitrag hat dir einen Einblick in eine erfolgreiche Workshop-Gestaltung gegeben.

 

Wenn du dir jetzt denkst: Oh, das klingt alles so toll, aber ich fühle mich zum Beispiel in der Prozessgestaltung immer noch sehr unsicher – dann ist das dein Zeichen, in die Trainer:innenausbildung der AAZB zu kommen. 

 

In dieser Ausbildung lernst du, wie du nicht nur perfekte Workshops, sondern auch wertvolle und kurzweilige Seminare gibst. 

 

In 5 Modulen erfährst du unter anderem, wie du Gruppendynamik erfolgreich managt, aber auch deine Rolle als Trainer:in klar definierst.

 

Ich freue mich, deine Fragen zur Ausbildung schon bald in einem kostenlosen Beratungsgespräch beantworten zu dürfen.

 

Bis dahin…

 

Alles Liebe,

Mario