Die Coaching-Branche boomt. Einerseits, weil zum Glück immer mehr Menschen Unterstützung in Anspruch nehmen, andererseits weil Coaching mittlerweile ein Lifestyle ist, den immer mehr leben wollen.
Doch das bedeutet auch, dass es immer schwieriger wird, wahre Qualität unter all dem Angebot herauszufiltern.
Daher haben wir uns die Frage gestellt: Wie erkennst du einen guten Coach? Und wie vermeidet man es, selbst ein schlechter Coach zu werden?
Diese Fragen habe ich mit meinem Team besprochen, denn wir an der Akademie für angewandte Zukunftsbildung bilden seit mehreren Jahren Coaches aus.
Im folgenden Artikel habe ich ihre Antworten zusammengetragen und sie mit meiner eigenen Erfahrung vermischt.
Inhaltsverzeichnis
Grundpfeiler eines guten Coaches
Der wesentlichste Punkt, der als erstes genannt wurde, ist: Ein guter Coach kann zwischen seiner eigenen und der Landkarte seines Coachees unterscheiden. Dies bedeutet, dass er in der Lage ist, sich in die Perspektive seines Coachees hineinzuversetzen, ohne diesem seine eigenen Überzeugungen und Erfahrungen überzustülpen.
Genau das ist auch der Unterschied zwischen einem Gespräch unter Freund:innen und einem Coaching: Ein Coach ist nicht da, um dir Rat zu geben oder dir seine/ihre Lösungen zu präsentieren.
Im Coaching geht es darum, dass er/sie dir hilft, herauszufinden, was dein Weg ist. Wie möchtest du handeln? Was ist dein best Outcome und welche Ressourcen hast du vielleicht (noch nicht) dafür?
Ein weiterer wichtiger Punkt für gutes Coaching ist: Ein guter Coach öffnet die Büchse der Pandora – er/sie geht also tief mit dir und löst nicht nur oberflächliche Symptome. Wichtig ist hier auch, dass er/sie dich gegebenenfalls auch an Spezialist:innen weiterleiten kann.
Ehrlichkeit und Transparenz sind dabei unerlässlich. Ein guter Coach kann ebenso kommunizieren, wenn er/sie an die eigenen Grenzen stößt – beispielsweise bei einem Thema, das ihn/sie persönlich aufwühlt.
Besonders hervorheben will ich noch, dass dein Coach genügend Zeit einplant, das “geöffnete” Thema zu bearbeiten und am Ende zu einem Abschluss finden kann. Auch, wenn das Thema später noch nachwirkt, solltest du nicht komplett aufgewühlt und unsicher den Coaching-Raum verlassen.
Du siehst also, das sind wesentliche Fähigkeiten, an die du vielleicht nicht als erstes gedacht hättest. Leider denken auch andere nicht immer so:
Herausforderungen in der Coaching-Branche
Viele Coaches haben nämlich gar keinen Plan davon, was Coaching eigentlich bedeutet. Noch schlimmer: Die meisten selbsternannten Hochpreis-Coaches sind gar keine Coaches – und wissen es selbst nicht.
Denn wenn ich mir ansehe, wie sie arbeiten, muss ich feststellen, dass es an den absoluten Basics mangelt: Beziehungsaufbau, Auftragsklärung, Prozessgestaltung… Hilfe zur Selbsthilfe.
Kürzlich habe ich folgenden Satz gehört: “Meine Intuition und Energie reichen schon aus. Mein Leben ist mein Seminar!”
Die Wahrheit ist nämlich, dass viele glauben, dass Coaching keine eigene Kompetenz ist, sondern es einem „das Leben“ schon beibringt. Und nur weil sie gut im Marketing sind und viele Menschen anziehen, auch automatisch glauben, dass sie ihnen helfen können.
Spätestens während der Arbeit merken sie dann, dass doch mehr dazu gehört, als gute Tipps zu geben. Und nicht mal dann sind die meisten bereit, das Handwerk professionell zu lernen, weil das Geld ja auch so kommt. Leider denken sie nicht daran, welchen Schaden sie bei ihren Coachees anrichten.
Denn Lebenserfahrung alleine reicht nicht aus, um ein guter Coach zu sein. Als Coach hat man eine große Verantwortung: Menschen legen ihre Sorgen, Probleme und Hoffnungen in dich. Sie vertrauen sich dir an, öffnen sich dir gegenüber. Mit dieser Verantwortung sollte man nicht leichtfertig umgehen.
Nein: Coaching ist keine Lochsieb-Methode, bei der man eben nur einem kleinen Prozentsatz helfen kann. Gute Coaches können bei fast jedem/jeder ihrer Klient:innen positive Veränderung bewirken.
Und wenn es in den wenigen Fällen nicht geht, können sie, wie bereits erwähnt, professionell weitervermitteln.
Wie man selbst ein guter Coach wird
Du wirst also dann zu einem guten Coach, wenn du dich intensiv mit dem Thema Coaching auseinandergesetzt hast – und wo geht das besser, als in einer professionellen Coaching-Ausbildung?
Wir als AAZB bieten mehrere solcher Ausbildungen an. Dabei stellen unsere Teilnehmer:innen immer wieder fest, dass es im Coaching doch noch einmal um ganz andere Fähigkeiten geht als im “Erste-Hilfe”-Gespräch mit der besten Freundin.
Es ist besonders wichtig, dass man sein Handwerk gelernt hat. Du solltest verinnerlicht haben, dass es im Coaching nicht um dich, sondern um deinen Coachee geht.
Viele Coaches gehen mit eigenen Themen ins Coaching und stülpen dann die eigenen Ansprüche, Methoden oder ihr Tempo über ihren Coachee – meist, weil sie selbst unbedingt Erfolge erzielen wollen.
Dabei geht es doch darum, genau das zu tun, was dein Coachee gerade braucht und nicht, was du dir für Ziele gesetzt hast.
Um diese Fähigkeiten zu lernen, hilft es dir auch, bereits in der Ausbildung viel Praxis zu haben, sodass du direkt Feedback von Profis bekommst. Idealerweise kannst du dabei auch Profis über die Schulter schauen. Besonders wertvoll ist dabei auch ein Umfeld, das bestärkt und motiviert und selbst Wert auf Qualität legt.
5 No-Go-Sätze im Coaching
Zum Schluss möchte ich dir noch 5 Aussagen mitgeben, die im Coaching nichts verloren haben.
“Ich finde…”
Gute Coaches finden nicht, sie stellen die richtigen Fragen, damit ihr Coachee auf die Suche gehen kann. Coaches, die gerne finden, nehmen ihren Coachees damit die Möglichkeit, selbst die passende Lösung zu finden.
Wenn du deinen Coachees ständig Lösungen vorgibst, nimmst du ihnen auf lange Sicht dadurch nämlich die Selbstwirksamkeit und machst sie abhängig von dir oder den Meinungen anderer.
“Meiner Meinung nach…”
Du darfst im Coaching gerne deine Meinung haben, aber behalte sie lieber für dich. Manchmal sitzt man als Coach in einem Coaching und denkt sich: “Kann doch nicht sein. Immer dasselbe. Es ist doch so einfach. Wie kann man das nicht sehen!”
Doch was für dich funktioniert, muss für den anderen noch lange nicht klappen. In dem Moment, wo du deine Meinung aufdrücken willst, begehst du einen der schwersten Coaching-Fehler.
“Du solltest…”
Der häufigste Grund, warum Menschen zu dir kommen, ist wahrscheinlich, weil sie das Gefühl haben, etwas tun zu müssen. Das Wort ‘sollen’ impliziert aber, dass man eine Schuld oder Pflicht hat, etwas zu tun – und genau von dieser Schuld oder Pflicht wollen wir unsere Coachees ja befreien.
“Du musst…”
Klingt ähnlich wie “sollen”, ich meine damit aber etwas anderes. “Du musst dir auch mal eine Pause gönnen.” “Da muss man eben durch!” “Das musst du ihm offen sagen.”
Ziel eines Coachings sollte es ja sein, gar nichts zu müssen, sondern zu wollen. Auch wenn es gut gemeint ist, befriedigst du damit nur alte, limitierende Muster. Vergiss nicht: Du bist immer auch ein Beispiel für deine/n Coachee.
“An deiner Stelle…”
Auch, wenn es manchmal sinnvoll ist, Dinge aus einer anderen Perspektive heraus zu betrachten, sollten wir damit vorsichtig sein. Statt zu sagen “Ich an deiner Stelle würde…”, frag doch lieber: “Was würdest du deiner besten Freundin/deinem besten Freund raten, wenn sie in deiner Situation wären?” bzw. “Wärst du dein Coach, welche Frage würdest du dir selbst stellen?”
Dieser Wechsel wirkt oft Wunder und die Antwort kommt trotzdem aus deinem Coachee und nicht von dir.
Was macht einen guten Coach aus?
Ein guter Coach zu sein, bedeutet viel mehr als nur Lebenserfahrung zu haben oder gut im Marketing zu sein. Es erfordert eine fundierte Ausbildung, kontinuierliche Weiterbildung und die Fähigkeit, sich in die Bedürfnisse des Coachees hineinzuversetzen.
Nur so kann man wirklich positive Veränderungen bewirken und die Verantwortung, die mit dem Coaching einhergeht, ernst nehmen.
Aus diesem Grund empfehle ich dir wärmstens unsere umfangreiche Coaching-Ausbildung zum/zur Dipl. Lebens- und Sozialberater:in. Darin lernst du nicht nur Methoden, sondern auch die Ethik oder Rechtliches hinter dem Beruf.
Damit deine Coachees und ihre Anliegen in Zukunft gut aufgehoben sind.
Alles Liebe,
Mario