Coaching-Tools für die Mediation

Hast du schon einmal einen Mediator oder eine Mediatorin erlebt, der oder die mitten in einem hitzigen Streitgespräch den Überblick verliert?

Jemanden, der zwar die Theorie kennt, aber in der Praxis nicht wirklich zu greifen scheint? 

Es ist, als würde man einem Koch beim Verbrennen des Essens zusehen.

Frustration pur. 

Jetzt stell dir vor, du bist dieser Mediator/diese Mediatorin von eben.

Du stehst zwischen zwei streitenden Parteien, und anstatt zu helfen, fühlst du dich verloren. Du spürst, dass du etwas tun musst, aber du weißt nicht genau, was. Die Situation eskaliert, und du fühlst dich hilflos.

Nicht gerade das Bild eines erfolgreichen Mediators/einer erfolgreichen Mediatorin, oder?

Was ist hier das Problem?

Oft fehlt das nötige Feingefühl, mit Menschen in hitzigen Situationen umzugehen und zu erkennen, wo es wirklich brennt. 

Ich nenne es fehlende Coaching-Erfahrung.

In meiner Laufbahn habe ich zahlreiche andere Mediationsprozesse beobachtet und bin zu der Ansicht gekommen: Ein:e gute:r Mediator:in verfügt auch über Coaching-Kenntnisse.

Coaching gibt dir die Fähigkeiten, die du brauchst, um in jeder Situation souverän zu agieren. Weil es dir hilft, die Bedürfnisse und Emotionen der Einzelpersonen zu verstehen und darauf einzugehen.

Wie konkret Coaching in der Mediation nun aussieht und, wie du damit Konflikte in Chancen verwandelst, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

 

Coaching und Mediation – wie passt das zusammen?

Mediation ist nicht nur ein Trendwort, das in den letzten Jahren immer populärer geworden ist.

Es handelt sich um eine Methode, die ihren Ursprung in alten Kulturen hat und darauf abzielt, Konflikte durch Vermittlung zu lösen.

Dabei steht im Mittelpunkt, dass die Konfliktparteien selbst eine Lösung finden, unterstützt durch eine:n neutrale:n Dritte:n, den/die Mediator:in.

In verschiedenen Kulturen und Gesellschaften wurde diese Methode seit Jahrhunderten angewendet, um Streitigkeiten zu schlichten und Gemeinschaften zu stärken.

Unser Ziel ist dabei kein Kompromiss, sondern eine Win-Win-Lösung. 

Wie passt das jetzt mit Coaching zusammen?

Coaching und Mediation sind beides Methoden zur Unterstützung und Begleitung von Menschen, unterscheiden sich jedoch in Ziel und Ansatz.

Während in der Mediation ein:e Mediator:in mehreren Parteien hilft, einen Streit beizulegen und eine einvernehmliche Lösung zu finden, geht es im Coaching um Einzelpersonen.

Coaching konzentriert sich darauf, Ziele zu klären, Lösungen zu finden und persönliches Wachstum zu fördern. Der Coach stellt Fragen, gibt Feedback und unterstützt den Coachee dabei, seine eigenen Antworten zu finden.

Der/die Mediator:in fördert die Kommunikation zwischen den Parteien, ohne Lösungen vorzuschreiben.

 

Coaching in der Mediationsausbildung lernen

Wie du vielleicht merkst, passen diese beiden Felder hervorragend zusammen. Denn alles, was ein Coach mit einer Einzelperson macht, kann man in der Mediation auch mit mehreren anwenden.

Zusätzlich kannst du als Mediator:in mit Coaching-Fähigkeiten tiefer in die Bedürfnisse und Emotionen der Parteien eintauchen und so zu nachhaltigeren Lösungen beitragen. 

Gleichzeitig kannst du als Coach mit Mediationskenntnissen Konflikte innerhalb eines Coaching-Prozesses effektiv adressieren und zielgerichteter damit umgehen. 

Du hilfst den Medianden, ihre eigenen Ressourcen zu entdecken und zu nutzen. Das bedeutet, dass du auch präventiv arbeitest, um zukünftige Konflikte zu vermeiden.

Genau aus diesem Grund haben wir uns bei der AAZB dazu entschieden, ein Semester der Ausbildung zum/zur Zert. Mediator:in dem Coaching zu widmen.

Denn es geht in der Mediation nicht darum, Coach zu sein, sondern einfach die Techniken und das Mindset eines Coaches zu nutzen.

Im NLP Coaching Practitioner aus dem ersten Semester lernst du die Basics der Arbeit mit Menschen im 1:1 Setting und damit viele wertvolle Coaching-Tools.

Diese helfen dir dabei, ein maßgeschneidertes Verständnis für die Probleme deiner Medianden zu entwickeln – statt nur nach vorgefertigten Schemata stur einem Prozess zu folgen.

Das ist übrigens auch der maßgebliche Unterschied zu anderen Mediations-Ausbildungen: Im Coaching, vor allem mit NLP, lernst du, wie du auch ohne Kontext (also Inhalt) mit deinen Klient:innen arbeitest.

So wirst du gar nicht dazu verleitet, deine eigene Meinung einzubringen und kannst dich voll und ganz auf die Landkarte der Medianden fokussieren.

 

Konkrete Coaching-Tools für die Mediation

Das klingt alles sehr bereichernd, aber geht es noch konkreter?

Gut, lass es mich dir anhand eines Beispiels zeigen: 

Stell dir vor, du bist in einem Raum mit zwei Menschen, die sich nicht einig sind. Sie sind wütend, verletzt und frustriert.

Als Mediator:in ist es deine Aufgabe, sie zu einem gemeinsamen Nenner zu bringen.

Aber wie gehst du vor?

An dieser Stelle beginnt sozusagen das Coaching.

Ein Coach hört zu, stellt Fragen und hilft damit im ersten Schritt einmal den einzelnen Menschen, herauszufinden, was sie wirklich wollen. Also, ihre eigenen Ziele und Lösungen zu finden.

Eine sehr wertvolle – wenn nicht DIE wertvollste Methode aus dem Coaching ist das Metamodell der Sprache

Dieses Modell basiert auf dem Grundsatz, dass wir Menschen oft aneinander vorbeireden, weil wir zwar dieselben Wörter verwenden, damit aber nicht immer das gleiche meinen. 

Damit du als Mediator:in das eigentliche Ziel deiner Medianden freilegen kannst, musst du ganz klar verstehen, was sie sich darunter vorstellen. 

Das Metamodell gibt dir hierfür klare Fragen an die Hand, die schnell in die Tiefe vordringen und so auf den wahren Kern des Gesagten stoßen.

Du bekommst durch das Metamodell auch ein Gefühl dafür, was potenziell unklare Ausdrücke sind und wann es sich lohnt, genauer nachzufragen.

Im Endeffekt hast du so ein Tool, das dir ein schnelleres Ergebnis und einen effektiveren Prozess garantiert. 

 

Anwendungsfelder

Stell dir vor, diese beiden Menschen vom Beispiel vorher sind in einer Beziehung und wenden sich mit dem Wunsch nach Paarberatung an dich.

Du erinnerst dich: Sie sind sich nicht einig und zahlreiche Emotionen kochen hoch.

Die Paarberatung stellt eine besondere Herausforderung in der Mediation dar. 

Hier treffen zwei Individuen aufeinander, die oft durch tiefe emotionale Verletzungen, Missverständnisse und unterschiedliche Erwartungen geprägt sind.

Es geht dabei oft nicht nur darum, Konflikte zu lösen, sondern manchmal auch die Beziehung zu stärken und weiterzuentwickeln. 

Coaching-Kenntnisse können in diesem Kontext den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Vermittlung und einem gescheiterten Versuch ausmachen. Sie bieten dir als Mediator:in neue Werkzeuge, um dies zu erreichen und den Partnern zu helfen, ihre Beziehung auf eine solide und gesunde Basis zu stellen.

Doch auch in der Familienmediation sind die Dynamiken oft komplexer, da mehrere Generationen und unterschiedliche Perspektiven involviert sein können.

Mit den passenden Coaching-Tools kannst du Beziehungen und Wechselwirkungen innerhalb der Familie verstehen.

So erkennst du alteingefahrene Muster und deckst unterbewusste Familiendynamiken auf. In weiterer Folge trägst du dazu bei, Missverständnisse zu klären und eine gemeinsame Basis für gelungene Kommunikation zu schaffen.

Besonders hilfreich ist hier ein Perspektivenwechsel. Am besten erreichst du diesen durch die Anwendung von Visual Squash, den ich dir in diesem Blogbeitrag erkläre

 

Die Vorteile auf einen Blick

Zum Abschluss möchte ich dir noch einmal zusammenfassen, was Mediator:innen mit Coachingerfahrung von denen ohne unterscheidet.

Mit einem Basiswissen über Coaching entwickelst du…

  • Tieferes Verständnis: Coaching-Techniken, insbesondere aktives Zuhören und empathisches Verstehen, ermöglichen es dir als Mediator:in, tiefer in die Emotionen und Bedürfnisse der Parteien einzutauchen.

Anstatt sich nur auf die offensichtlichen Probleme zu konzentrieren, kannst du die tiefer liegenden Ursachen von Konflikten erkennen. Dies ermöglicht ein besseres Verständnis dafür, was die Parteien wirklich wollen und warum sie sich so fühlen, wie sie es tun.

  • Bessere Lösungen: Wenn du die wahren Bedürfnisse und Emotionen der Parteien verstehst, kannst du dabei helfen, statt allgemeiner oder oberflächlicher Lösungen spezifisch auf die individuellen Bedürfnisse der Parteien zugeschnittene auszuarbeiten.

Das führt langfristig zu nachhaltigeren und zufriedenstellenderen Ergebnissen.

  • Vertrauen aufbauen: Vertrauen ist ein Schlüsselelement in jedem Mediationsprozess. Menschen sind eher bereit, Kompromisse einzugehen und Lösungen zu akzeptieren, wenn sie dir als Mediator:in vertrauen.

Im Coaching lernst du konkret, was für eine vertrauensvolle Atmosphäre förderlich und was eher kontraproduktiv ist. So fühlen sich die Parteien durchgehend verstanden und wertgeschätzt.

  • Weniger Eskalation: Konflikte können schnell eskalieren, besonders wenn Emotionen hochkochen.

Mit dem Wissen um spezifische Deeskalations-Techniken aus dem Coaching kannst du als Mediator:in Spannungen erkennen und abmildern, bevor sie außer Kontrolle geraten.

So kannst du verhindern, dass der Konflikt zu einem Punkt gelangt, an dem keine Einigung mehr möglich ist.

 

Konflikte lösen in der Zukunft  

Mit dem stetigen Wandel unserer Gesellschaft und der Zunahme von interkulturellen und intergenerationellen Konflikten wird die Fähigkeit, individuelle Bedürfnisse und Emotionen zu erkennen und darauf einzugehen, immer wichtiger.

Durch die Verwendung von Coaching-Techniken in der Mediation kannst du auch den spezifischen Herausforderungen moderner Konflikte gerecht werden.

Ich bin überzeugt, dass sich durch die Verbindung dieser beiden Felder neue Möglichkeiten und Chancen ergeben, die langfristig den Unterschied machen. 

Mediator:innen haben mehr Einblick in die wirklichen Prozesse im Menschen und werden so flexibler im Umgang mit ihrem vorgegebenen Leitfaden. 

Genau das lernst du in der neuen Ausbildung zum/zur Zert. Mediator:in der AAZB, in die meine gesamte, langjährige Erfahrung geflossen ist.

Melde dich jetzt zu einem unverbindlichen Beratungsgespräch an.

Denn am Ende des Tages geht es darum, Menschen zu helfen und Konflikten langfristig vorzubeugen – und das erreichst du am ehesten, wenn du die wahren Wünsche und Bedürfnisse der Konfliktparteien miteinbeziehst.

Alles Liebe,  

Paul

Vorstellung Leiter Mediation